Bericht von 2 Mitfahrer:innen

Die Reise starteten wir mit gemischten Gefühlen und viel Ungewissheit. Was wird uns erwarten? Werden wir direkten Kontakt mit den betroffenen Menschen haben? Wie werden deren Unterkünfte aussehen? Wir waren aufgeregt und gespannt auf die bevorstehende Zeit.

Nach einer neunstündigen Fahrt und einer durchgemachten Nacht kamen wir morgens an unserem ersten Ziel an. Ein großes Gebäude, welches auf unseren Karten als Gemeindehaus deklariert war. Die Managerin der Unterkunft empfing uns mit offenen Armen und offenem Herzen und lud uns sogleich zum Frühstück ein, um bei einem Kaffee alle offenen Fragen zu klären.

Kaffee und Essen anzunehmen, war aufgrund unseres Tatendrangs nicht einfach - wir waren schließlich gekommen, um zu helfen. Ein Nein wurde jedoch zu keinem Zeitpunkt akzeptiert. Gastfreundschaft wird hier großgeschrieben.

Bei dem Anblick der schieren Masse an Frauen und Kindern und dem unendlichen Leid in ihren Augen wurde uns das Ausmaß der Situation zum ersten Mal so richtig bewusst und uns übermannten eine Reihe an Emotionen. Die Diversität der geflohenen Menschen war schockierend. Ob arm oder reich, jung oder alt, der Krieg und seine Folgen trifft jeden. Auf diesen Schock konnte uns kein Zeitungsartikel oder Bericht vorbereiten.

Uns wurde bewusst, dass all die Menschen vor uns ihre Geliebten und Familienangehörigen im Krieg und der Kampfbereitschaft zurücklassen mussten. Die Kinder und Frauen mussten ohne ihre Väter, Brüder und Söhne das Land verlassen, um sich in Sicherheit wägen zu können. Für das überlegte Packen, blieb meist keine Zeit, so dass die Fliehenden häufig nicht mehr als einen kleinen Rucksack und die Kleidung an ihrem Körper dabeihatten.

Aktuell waren in dieser Unterkunft 200 Menschen untergebracht, davon knapp 120 Kinder. In der nächsten Woche sollen 200 weitere Flüchtende folgen. Die Kapazitäten werden überlastet sein und der Speisesaal wird mit Feldbetten bestückt werden müssen, welche vom polnischen Militär zur Verfügung gestellt werden. Generell war das Mitgefühl der polnischen Bevölkerung gegenüber den Fliehenden durchweg deutlich zu spüren und jeder hilft, wo dies möglich ist.

Auch wir - so wie jeder Helfende - wurden in Polen sehr geschätzt. An allen drei Sammelstationen wurde mit angepackt und die Verpflegung, in Form von Kaffee, Kuchen und selbstgekochten Mittagessen war selbstverständlich. Der polnischen Gastfreundschaft und den daraus resultierenden drei Mittagessen sei Dank, hatten wir ausreichend Energie, um die geplante Tour abzuarbeiten.

Trotz all der Herzlichkeit stehen wir am Ende dieser Reise vor einer Vielzahl an Emotionen, an welchen wir wohl noch eine Weile zu knabbern haben werden. Die Tatsache, dass ein einziger Mann das Leben so vieler Menschen derart drastisch verändern kann und für solch großes Leid verantwortlich ist, schockiert und bewegt uns zutiefst.

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